Kontrollierte Konfrontation
Bei ausreichender Stabilität der Patientinnen und Patienten setzen wir in der Psychotrauma-Therapie sogenannte konfrontative Verfahren ein, mit denen eine Verarbeitung der traumatischen Ereignisse erreicht werden kann. Zentrales Element dieser Behandlungsform ist es, sich den Angst auslösenden Situationen, Gefühlen und Gedanken erneut zu stellen – und dabei zu lernen, dass die Folgen dieser Konfrontation nicht so schlimm sind wie vorab befürchtet oder diese zu integrieren.
Dabei kommen neben der klassischen in vivo Exposition (sich bestimmten Angst auslösenden Situationen in der Realität aussetzen, wie z.B. Autofahren üben nach einem erlebten Verkehrsunfall) auch verschiedene imaginative Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören EMDR, IRRT, die Beobachtertechnik und die Bildschirm- oder Screentechnik, die wir hier jeweils kurz erläutern möchten:
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing Therapy) ist eine von Dr. Francine Shapiro entwickelte Methode, die dazu dient, die belastenden Erinnerungen durch kontrollierte Konfrontation zu bearbeiten. Dabei werden traumatische Bilder, Körpererinnerungen, Gefühle und Gedanken durch eine gleichzeitige bilaterale Stimulation (Augenbewegungen, Töne oder kurze Berührungen z.B. des Handrückens – so genannte „Taps“) integriert und positive Selbstvorstellungen entwickelt.
IRRT (Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy) wurde von Dr. Mervyn Schmucker entwickelt. Mit dieser Methode werden traumatische Erinnerungen auf der „Inneren Bühne“ in drei Phasen durch eine imaginative Exposition, eine Entwicklung von Bewältigungsbildern und eine hilfreiche Zuwendung zu dem verletzten inneren Anteil mit Selbstberuhigungsbildern bearbeitet.
Die Beobachter-Bildschirmtechnik ist ein oft angewendetes Verfahren, das einen distanzierten Blick auf die damaligen belastenden Erinnerungen durch die Projektion auf eine äußere Leinwand erlaubt, bis die Erinnerungen tiefer bearbeitet werden können.
Die Screentechnik nach dem KReST-Modell, von Lutz Besser ausgearbeitet und mit körperpsychotherapeutischen Methoden ergänzt, ist eine weitere hilfreiche und intensive Methode zur Bearbeitung von Psychotraumata, die zur körperlichen, emotionalen und kognitiven Verarbeitung und Integration der Erlebnisse beiträgt.
Die Narrative Expositionstherapie (NET) wurde entwickelt von Dr. Maggie Schauer, Prof. Dr. Frank Neuner und Prof. Dr. Thomas Elbert. In der Verbindung von verhaltenstherapeutischer Exposition und autobiographischer Verarbeitung soll der/die Betroffene dabei unterstützt werden aus den belastenden emotional-körperlichen Eindrücken eine sinnvolle Geschichte zu gestalten.
Bei der behutsamen Traumaintegration (TRIMB-Methode, entwickelt von Frau Dr. Ingrid Olbricht) handelt es sich um eine sanfte Methode der Trauma-Integration, die Imagination, Atmung und Bewegung nutzt, um Trauma-Material oder Trigger zu bearbeiten und damit zu entschärfen. Diese sanfteren Methoden können dabei oft deutlich früher und häufig bereits in der Stabilisierungsphase eingesetzt werden.
Die Prolongierte Exposition wurde entwickelt von Edna B. Foa und Kollegen. Dabei werden die Betroffenen nach umfassender spezifischer Psychoedukation und dem Erlernen von beruhigenden Atemübungen unterstützt sich sowohl den Traumaerinnerungen durch wiederholte länger anhaltende imaginative Exposition (in-sensu) zu zuwenden, als auch realen Situationen, welche bisher angstbedingt vermieden wurden (wiederholte Exposition in-vivo).
Durch alle diese Methoden erreichen wir, dass sich die Symptomatik verbessert, Bewältigungsmechanismen und Selbstvertrauen verstärkt werden und eine positive Zukunftsplanung beginnen kann.